„Österreichische Hoteliers übersehen oft die Zeichen der Zeit“

In den vergangenen Wochen gab es eine Häufung von Insolvenzen in der Vierund Fünfsternehotellerie. Das Hotel Grüner Baum in Bad Gastein, das Hotel Vier Jahreszeiten in Lutzmannsburg, das Hotel Enzian in Altenmarkt-Zauchensee und das For Friends Hotel in Mösern mussten den Weg zum Masseverwalter antreten. Zum Teil kann der Betrieb fortgesetzt werden, zum Teil muss er eingestellt werden.

„Die vier Insolvenzen haben nichts miteinander zu tun, trotz allem zeigen sie strukturelle Schwächen in der österreichischen Hotel- und Tourismuslandschaft auf“, sagt Martin Schaffer, Managing-Partner des Tourismusberatungsunternehmens MRP Hotels. „Wir sehen oft, dass unrealistische Businesspläne erstellt werden.“ Oft würden die Baukosten zu optimistisch eingeschätzt, kurzfristige Umplanungen führten dann zu Mehrkosten. Darüber hinaus werde die Anlaufphase in der Ressorthotellerie falsch eingeschätzt. „In der Realität wird im Jahr eins und zwei nur ein kleiner operativer Gewinn erwirtschaftet“, sagt Schaffer. Zuschüsse der Gesellschafter seien erforderlich, um das Fremdkapital bedienen zu können – häufig sei im Jahr eins auch ein Zuschuss zum operativen Betrieb erforderlich. Das müsse von Anfang an einkalkuliert werden.

Zu wenige Innovationen

Sowohl in der Stadt- als auch in der Ferienhotellerie haben zahlreiche inhabergeführte Betriebe die Zeichen der Zeit übersehen und ihre Produkte mangelhaft instand gehalten, meint Schaffer. „Es werden keine Produktinnovationen realisiert.“ Oftmals bilden die Eigentümer auch keine Rücklagen für aufwendige Instandhaltungen. In der Regel müssen jährlich drei bis fünf Prozent des Umsatzes rückgestellt werden.

Ist der Investitionsstau bereits überdurchschnittlich hoch, beginnt eine Abwärtsspirale. Die Einnahmen sinken, die Bank finanziert nicht weiter und es ist keine Reserve für Re-Investitionen möglich.

Darüber hinaus beobachtet Schaffer, dass viele inhabergeführte Betriebe dem modernen Vertrieb nicht gewachsen sind. „Die halbherzige Auseinandersetzung mit Tripadvisor, Booking etc. und der eigenen Internet Booking Engine ist häufig erschreckend“, sagt Schaffer. Eine professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema wäre erforderlich.

Artikel von Thomas Pressberger (Wirtschaftsblatt)

 

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