Neue Betten braucht die Stadt

Wien Tourismus hat ambitionierte Pläne: Bis 2020/2021 soll die Zahl der Übernachtungen auf 18 Millionen steigen, was ein Plus um drei Millionen gegenüber dem Rekordjahr 2017 bedeuten würde. Hotelexperten sind überzeugt: Die zusätzlichen Gäste können nur mit dem Bau neuer Hotels beherbergt werden. „Jene Hoteliers, die sich um ihr Geschäft sorgen, können beruhigt sein: Der Wiener Markt ist stark genug, um das benötigte zusätzliche Bettenangebot aufzunehmen“, sagt etwa Martin Schaffer, Managing Partner bei MRP Hotels.
Schaffer kann seine Einschätzung mit Zahlen unterlegen. Erst kürzlich hat man sich bei MRP Hotels die Entwicklung wichtiger Kennzahlen über die letzten 17 Jahre angeschaut, um das künftige Potenzial des Wiener Hotelmarkts besser einschätzen zu können. Das Ergebnis im Kern: Seit dem Jahr 2000 hat sich das Zimmerangebot von 21.000 auf derzeit 35.000 nahezu verdoppelt. Gleichzeitig ist aber die Zimmerauslastung von 61 auf 75 Prozent gestiegen. „Vor allem nach der Finanzkrise ist die Bettennachfrage stärker gestiegen als das Angebot“, weiß Simon Kronberger, Associate Director bei Christie & Co. Durch die Zunahme an internationalen Marken gewinne die Hotellerie immer mehr an Qualität. Betriebe mit Investitionsstau oder einem nicht den aktuellen Marktgegebenheiten angepassten Konzept litten darunter.

Geschäftsleute im Blick

Schon heuer kommt in Wien eine ganze Reihe neuer Häuser auf den Markt. Den Anfang machte Ende Jänner das in einem Joint Venture aus GBI AG und Rhomberg Bau entwickelte SMARTments Business am neuen Hauptbahnhof. Es handelt sich um das erste Projekt der SMARTments-Business-Serie, das außerhalb Deutschlands realisiert wurde. Das Teddy-Kollek-Haus verfügt über 162 mit Küchenzeilen ausgestattete Serviced Apartments und richtet sich an Gäste, die für mindestens eine Woche bis maximal ein Jahr ein Quartier in Wien benötigen – und das zu einem deutlich günstigeren Preis, als ein Aufenthalt im Hotel kosten würde. „Diese Art von Unterkünften kommt in vielen Metropolen den geänderten Anforderungen einer deutlich steigenden Anzahl von Reisenden entgegen“, erläutert Reiner Nittka, Vorstandssprecher der GBI, die Entscheidung für den wachsenden Wiener Markt.
Noch im Frühjahr will die Novum Hotel Group mit dem Hotel Niu (129 Zimmer) in der Dresdner Straße im 20. Bezirk aufschließen. Ebenfalls beim Hauptbahnhof, am Wiedner Gürtel, startet mit dem Mooons-Hotel zur Jahresmitte eine neue Marke von Arcotel. Das Boutiquehotel mit 170 Zimmern soll unter anderem ansprechendes Design mit leistbarem Luxus und gutem Service verbinden.
Etwa zur gleichen Zeit, im Juli, wird das Roomz Vienna Prater auf dem Businessstandort Austria-Campus Eröffnung feiern. Das Seminarhotel wird über 237 Zimmer, 23 Suiten und vier Apartments sowie über ein Restaurant mit Bar, einen Sauna- und Fitnessbereich und ein Konferenzzentrum verfügen und will sowohl Geschäftsreisende als auch Touristen ansprechen. Und gegen Jahresende ist mit dem HoHo-Hotel schließlich eine weitere Eröffnung in der Seestadt Aspern geplant.
Im vergangenen Oktober wurde die Dachgleiche des Hotels Andaz am Belvedere Vienna gefeiert. Das gemeinsame Projekt von Signa und Hyatt wird zum Frühjahr 2019 gegenüber dem 21er-Haus und dem Schweizergarten in der Nähe des Hauptbahnhofs errichtet. Anfang desselben Jahres soll zudem das Holiday Inn Vienna – South eröffnen. Dabei handelt es sich um ein Hotelprojekt mit 201 Zimmern von Immofinanz und Novum Hotel Group, das im Business Park Vienna am Wienerberg realisiert wird.

Schwieriges Luxussegment

Einen weiteren Schwung an neuen Hotels wird der Markt dann in den kommenden Jahren erleben. Anfang 2020 wird etwa das erste Hotel der Marke Hampton by Hilton bei der Wiener Messe – konkret auf dem Wiener Prater-Glacis – Eröffnung feiern. Das Haus mit 194 Zimmern, das sich in der Midmarket-Kategorie positioniert, wird von der Tristar Austria gemanagt werden. Voraussichtlich 2020 wird schließlich das Jaz in the City im sechsten Wiener Gemeindebezirk aufsperren. Das Objekt der Deutsche Hospitality bietet den künftigen Gästen 167 Zimmer, ein Restaurant mit Bar, einen kleinen Konferenz- sowie einen Spa- und Wellnessbereich.
Deutlich kürzer ist hingegen die Entwicklungspipeline für Luxushotels. 2020 ist zwar die Eröffnung eines Luxushotels in der Alten Post in der City geplant; für ein weiteres Luxusprojekt der Hongkonger Hotelkette Rosewood Hotels, das in der ehemaligen Zentrale der Erste Bank am Graben errichtet wird, steht der Eröffnungstermin aber noch nicht fest. „Auf dem Wiener Hotelmarkt werden im Luxussegment nur sehr genau kalkulierte oder gut positionierte Projekte erfolgreich sein“, so Kronberger. Der Hintergrund: die vergleichsweise niedrigen Zimmerpreise. So gebe es nur wenige Häuser – wie etwa Park Hyatt und Hotel Sacher –, die dank ihrer Auslastung nachhaltig einen ADR von deutlich über 300 Euro erzielen können.

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