Wenn Urlauber in den Ferien arbeiten

Das haben sich die Gründer von Rayaworx gedacht. Sie bieten Coworking-Arbeitsplätze im Örtchen Santanyí auf Mallorca an und werben gezielt damit, Arbeit und Urlaub doch zu verbinden: untertags beruflichen Projekten nachgehen, abends und am Wochenende ist man dafür schon in der Urlaubsdestination angekommen. Workation – zusammengesetzt aus „work“ und „vacation“ – nennt sich dieses Konzept.

Doch hat es Zukunft? Müssen auch Hotels auf diesen Trend reagieren? Hotelexperte Martin Schaffer von MRP Hotels glaubt nicht daran, zumindest nicht in der Form. „Wir sehen schon seit etwa zehn Jahren mit der Zunahme der mobilen Technologien, dass sich Arbeiten und Urlaub immer mehr vermischen. Eine neue Sache ist das also nicht.“ Schaffer glaubt nicht, dass in der breiten Hotellerie ab nun vermehrt Arbeitsplätze für Gäste geschaffen werden müssen. „Es wird eher mit Smartphone oder Laptop vom Liegestuhl oder Wellnessbereich aus gearbeitet. Und dafür ist nur „die perfektestmögliche IT-Infrastruktur nötig. Gutes WLAN ist heute so wichtig wie ein Bett und eine Dusche“, so Schaffer.

Am Pool arbeiten

Ähnlich sieht das auch Ursula Kriegl, Executive Director im Real Estate Hospitality and Construc tion Team von Ernst & Young in München: „Anbieter in Feriendestinationen müssen sich darauf einstellen, dass manche Urlauber arbeiten wollen“, sagt sie. Wenn sie das in einem angenehmen Ambiente tun können, sei das ein Mehrwert, den Gäste auch honorieren würden. Generell sollte die Hotellerie derzeit auf zwei Arten von Besuchern mit sehr unterschiedlichen Glaubenseinstellungen reagieren. „Die einen nehmen die Arbeit bewusst mit in den Urlaub, fühlen sich ohne Laptop gar nicht wohl und wollen am Ball bleiben. Sie sind eher gestresst, wenn die Rahmenbedingungen im Hotel nicht danach ausgerichtet sind, dass dort auch gearbeitet werden kann.

Für die zweite Gruppe ist der Urlaub eine ganz klare Abschottung vom Arbeitsalltag. „Sie wollen den Urlaub zum Abschalten benutzen. Manche schwören etwa auf Destinationen mit eingeschränktem Empfang, wodurch man gezwungen ist, vom Geschäft fern zu bleiben“, so Kriegl. In herkömmlichen Hotels, insbesondere in Geschäftsreise-Destinationen, habe sie beobachtet, dass immer mehr „Open Lobby“-Konzepte umgesetzt werden. Dabei werden aus den klassischen, abgegrenzten Strukturen im Erdgeschoß mit Rezeption, Bar und Restaurant multifunktionale Bereiche. „Es gibt unterschiedliche Sitzgelegenheiten – mittendrin oder auch mit mehr Privatsphäre –, und natürlich kulinarische Angebote. Was die Nutzung anbelangt, ist hier alles sehr flexibel.“

Hinter der Aufenthaltsqualität stecke „vor allem auch der Umsatz-Gedanke“, so Kriegl. „Kommen die Gäste von ihren Zimmern in die Lobby, weil sie sich dort wohlfühlen, konsumieren sie auch.

Im Ausland arbeiten

Wer in eine Destination kommt, um tatsächlich hauptsächlich dort zu arbeiten, für den gibt es auch in Wien künftig bessere Optionen, weiß Schaffer. Etwa am Hauptbahnhof entwickelt GBI derzeit Mikro-Appartements, sogenannte „Smartments“, die speziell für Gäste gemacht sind, die für einen begrenzten Zeitraum im Ausland arbeiten müssen. Gemietet werden können sie für Aufenthalte zwischen einer Woche und sechs Monaten. Die Appartements sind dezidiert mit Arbeitsplätzen ausgestattet. Schaffer sieht darin auch einen Trend bestätigt, den er schon länger beobachtet: „Ob privat oder geschäftlich – die Wahl eines Hotels wird in Zukunft immer anlassbezogener.“

Artikel von Bernadette Redl (derstandard.at)

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